Kalender

24. September 2018 Diavortrag – Zur Entstehungsgeschichte eines document humain

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19:30

Bellevue, Ort für Fotografie

Breisacherstrasse 50 CH 4057 Basel

Vortrag mit Diaprojektion Die Entstehungsgeschichte der Aufnahmen der Drogenabhängigen und der Bürger von Calais, unter Berücksichtigung der Besonderheiten der klassischen Reportagefotografie, sind Thema des Abends. Aus der Gegenüberstellung der beiden disparaten Welten ergibt sich ein, auf den ersten Blick irritierender Dialog, bzw. Spannungsbogen, nicht zuletzt aufgrund der sehr unterschiedlichen Aufnahmesituationen – im Innern des Gassenzimmers versus Rodins Werk „unter freiem Himmel“ im Regen.

25. September 2018 Pressekonferenz und Eröffnung der Installation

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10:30

Kunstmuseum Basel

Dufourstrasse, am Picassoplatz neben dem Zschokkebrunnen

Pressekonferenz Die Installation ist ab 12.00 Uhr eröffnet.

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26. September 2018 Buchvernissage

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18:30

Allgemeine Lesegesellschaft

Allgemeine Lesegesellschaft Basel Münsterplatz 8 4051 Basel

Begleitend zur Installation erscheint die Publikation  Es war einmal beim Kunstmuseum. Zur Skandalgeschichte eines Gassenzimmers, Basel 1992-1993 | 2018 Bei dem Gespräch anlässlich der Buchvernissage werden Akteurinnen und Akteure der damaligen Zeit zu Wort kommen, die sich auch heute noch mit der Drogenproblematik befassen. Es wird aus reflektierender Distanz einen Rückblick auf die Ereignisse vor 25 Jahren geben und eine Einschätzung der aktuellen Drogenpolitik, die angesichts der Bestrebungen nach der Legalisierung von Drogen erneut im Fokus steht. Einführung Alex Silber, Künstler und Imagologe und Pascal Trudon, Fotograf, Autor und Herausgeber Gespräch mit: Christine Haller, Co-Realisatorin des Films Klatschmohn (1993), Pädiatrische Pflegefachfrau; Ursula Hellmüller, damalige Gassenarbeiterin, Dozentin an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW; Thomas Kessler, Drogendelegierter Kanton Basel-Stadt (1991-98), Mitglied der Eidg. Expertenkommission Drogen (1996-2016), Walter Meury, damaliger Leiter der Basler Gassenzimmer, Geschäftsführer Suchthilfe Region Basel Moderation: Veronika Sellier, Kulturwissenschaftlerin. Der Eintritt ist frei. Die Installation an der Dufourstrasse bleibt am 26.9. ausnahmsweise bis um 22 Uhr zugänglich.

Podiumsteilnehmer

Christine Haller

Die diplomierte Pflegefachfrau Christine Haller machte ihre Ausbildung in New York, wo sie von 1994 – 2014 lebte. Ihr Arbeitsschwerpunkt war Pädiatrie und nach ihrer Rückkehr in die Schweiz die Betreuung von somatisch- und psychosomatisch kranken Kindern am Universitätskinderspital Basel. 2006 – 2011 war sie als Krankenschwester und Medizinischer Teamleader für Médecins Sans Frontières (MSF) in afrikanischen Ländern und Myanmar unterwegs. Gemeinsam mit Stefan Laur zeichnet Christine Haller für die Regie des 1993 entstandenen Films „Klatschmohn: Ein Leben mit Heroin“ verantwortlich.

Ursula Hellmüller
Ursula Hellmüller studierte Sozialpädagogik, absolvierte eine Ausbildung in Supervision und Organisationsberatung und schloss mit einem Master of Arts FHNW in Sozialer Arbeit ab. 1992 war sie im Gassenzimmer Basel tätig, Ursula Hellmüller arbeitete bei diversen Jugendstätten und war u.a. als Institutsleiterin beim Team 72 (für Strafentlassene) in Zürich und als Geschäftsleiterin Plattform Glattal, Dietlikon zuständig. Seit 2015 hat sie eine Dozentur an der Fachhochschule Nordwestschweiz, Soziale Arbeit. Zudem ist sie Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Sucht in Basel.
Thomas Kessler
Thomas Kessler, Agronom, erforscht seit 1977 Drogen; ab 1982 publizierte er dazu (u.a. Cannabis Helvetica, Neue Wege in der Drogenpolitik). Als Zürcher Kantonsrat (1987-1991) entwickelte er das Kohärenz-Modell mit vier Säulen, Koordination und Verknüpfung mit Gesamtpolitik, 1991 wurde er in Basel als Drogendelegierter mit dessen Umsetzung beauftragt und Leiter der Drogenabteilung. 1996-2016 war er Mitglied der Eidgenössischen Drogenkommission, heute berät er im In- und Ausland Behörden. Sein Regulierungsmodell dient als Grundlage zur Überwindung der Prohibition.
Walter Meury
Walter Meury, Jg. 1956 Geschäftsführer der Suchthilfe Region Basel, welche unter anderem auch die heutigen Kontakt-und Anlaufstellen betreibt. Anfang der 80er Jahre Diplom zum Heimerzieher und danach Tätigkeit in einem Durchgangsheim sowie bei der Justiz des Kantons BL mit straffälligen und drogenabhängigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ab 1991 Leitung des ersten Gassenzimmers an der Spitalstrasse sowie ab 1992 Gesamtleitung der Basler Gassenzimmer und Mitarbeit bei der Realisierung weiterer Standorte wie z.B. beim Kunstmuseum.

19. Oktober 2018 Podiumsgespräch

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19:30

Buchhandlung Labyrinth

Nadelberg 17 4051 Basel

Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Ueli Mäder (Soziologe), Dr. Ruth Waldvogel (Psychotherapeutin) und Pascal Trudon. Moderation Isabel Zürcher (Kunstwissenschaftlerin) Konsumenten ‚harter’ Drogen sind aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Nicht aber das Phänomen der Sucht an sich: sie zu befriedigen ist indes leichter als vor 25 Jahren. Synthetische Drogen sind schnell herstellbar und günstig zu beschaffen. In einer auf Leistungsfähigkeit orientierten Gesellschaft dringen sie immer tiefer ins Gefüge aller sozialen Schichten ein. Neue und alte Formen der Sucht (Smartphones, Internet, Glücksspiel, etc.) stellen nach wie vor große Herausforderungen dar.

27. Oktober 2018 Forum – Gesteigertes Suchen: Kunst, Sucht und Sehnsucht

Kunstmuseum Basel

Vortragssaal Picassoplatz 4010 Basel

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11.00 - 12:30

A

Teil I - Zeige Deine Wunde

 

Referent Pascal Trudon, Kulturhistoriker, Fotograf, Autor und Initiant des gesamten Projekts Feedback Caroline Schröder Field, Pfarrerin der Evangelisch-Reformierten Kirche Basel-Stadt, Basler Münster Ausgrenzung ist ein Motiv in Pascal Trudons fotografischer Auseinandersetzung, Obdachlosigkeit, Versehrtheit. Die widerstandslose Opferbereitschaft von Rodins Bürger von Calais verwandelt den Hof des Museums zu einem Ort der Gefangenschaft. Was bedeutet die Geste der Demut an dieser Stelle für die Rezeption und das Selbstverständnis der Öffentlichen Kunstsammlung? In welchem Verhältnis stand sie zu den Ereignissen im Aussenraum im Allgemeinen und zum Gassenzimmer im Besonderen? Die ästhetische Verknüpfung der Süchtigen mit dem Denkmal fragt nach einem humanistischen Welt- und Menschenbild im öffentlichen Raum wie in der bildenden Kunst. Caroline Schröder Field findet in dieser Auslegeordnung ein breites Feld an Anknüpfungspunkten: unstillbare Sehnsucht als Triebfeder religiöser Praxis; Versehrtheit und Verletzlichkeit als Grundkonstanten menschlichen Lebens. Die Zuwendung zu den Versehrten in ihrer ganzen Ambivalenz – zwischen Mitleid, Macht und Hilflosigkeit – kommt am Münster durch die Skulptur des Heiligen Martins zum Ausdruck: Vom hohen Ross reicht der römische Soldat die Mantelhälfte nicht mehr einem frierenden Bedürftigen, sondern einem Baumstumpf. Warum? – Auch das Bildprogramm einer Kirche steht im Dialog zum Aussenraum, zu den dort gepflegten Werten, Tabuisierungen, radikalen Veränderungen.
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13.30 - 15.15

 

A

Teil II - Sad Boys, Tough Girls

 

Input: Lesung von Kathrin Weßling, Super und dir? Referent Uwe Heinrich, Leiter junges theater basel Feedback Renanto Poespodihardjo (Leiter Ambulanz für Verhaltenssüchte an der UPK Basel)

Weßlings Neuerscheinung (Ullstein 2018) handelt vom Überleben dank der Droge, von einer Zugehörigkeit zur leistungsstarken Gesellschaft, die nur durch den Griff zu Substanzen aufrecht zu halten scheint. Mit grosser Direktheit beschreibt die Autorin aus der Perspektive ihrer Protagonistin Marlene Beckmann, 31, deren ersten Schritte ins Berufsleben und ihrer damit einhergehenden immer stärkeren Abhängigkeit von Suchtmitteln. Uwe Heinrich untersucht als Dramaturg für ein neues Stück des jungen theaters basel (Première 4. November 2018) das Phänomen der „sad boys“. Deren Sounds – oft als Cloud Rap rubriziert – sind weich, ihre Texte melancholisch, und in den Videos zelebrieren sie geradezu anti-männliche Stereotype. Ziemlich verladen feiern sie den Rückzug aus einer Gesellschaft, die sie mit ihren Anspruchshaltungen ängstigt. Die seltsame Verbindung einer Verhaltensweise, die in ihrer Aufgabe männlicher Dominanzdemonstration zu begrüssen ist und bedenklichem Drogenkonsum – der nicht selten zu frühen Todesfällen unter Cloud Rappern führt – sind zentrale Fragen der Proben. Renanto Poespodihardjo verknüpft seine therapeutische Erfahrung mit Verhaltenssüchtigen mit einem kulturellen und politischen Interesse. Wenn zum Beispiel Online-Spiele den Betreuungsaufwand für soziale Randgruppen auf einen Netzzugang beschränken lassen – kann sich eine Gesellschaft nicht auch so der Problematik von Flüchtlingen und Asylsuchenden entledigen? Wenn sich seelischer Schmerz Interaktion mit digitalen Tools dämpfen lässt, warum sich dann auf riskante Dialoge, auf Auseinandersetzung und Verständigung einlassen? Ökonomie, Politik, Digitalisierung werfen in Bezug auf Sucht äusserst brisante Fragen auf.
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15.30 - 17.00

A

Teil III - Handlungsräume wider das Vergessen

 

Referentin Silke Wagner, Bildende Künstlerin, Frankfurt a.M. Feedback Isabel Zürcher, Kunstwissenschaftlerin, Basel

Silke Wagners künstlerisches Schaffen sucht den Bezug zu sozialen Räumen. Es ist unter anderem diskutierbar unter Begriffen wie Solidarität oder Humanismus. Mehrfach hat die Künstlerin ihr Interesse an ortsspezifischen, kollektiven Formen des Erinnerns und einer heutigen Denkmalskunst nachgewiesen. Ihre Interventionen basieren auf genauen Analysen, fragen nach Aufklärung, pochen auf vitale Zeugenschaft, berühren auch Grenzen der Legalität. Was bedeutet das für einen Versuch des Erinnerns? Welche Rolle spielt das Menschenbild in der heutigen Kultur der Erinnerung? Anhand der Rückschau auf einige realisierte Projekte legt Silke Wagner ihre Arbeitsweisen aus. Isabel Zürcher, freiberufliche Kunstwissenschaftlerin in Basel, fragt zurück aus der Kenntnis von Es war einmal beim Kunstmuseum. Dieses stellt nicht nur die Frage nach dem Ort der Sucht, sondern nach der Verantwortung der Institution Museum. Ohne den Raum der geschützten, stillen Betrachtungen zu verwerfen, sucht die Praxis der Museen inzwischen einen stärkeren Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Diskursen. Haben das Suchen und die Sehnsucht des Individuums hier noch einen Platz?

  Detaillierte Lebensläufe aller Vortragenden des Forums zum download als pdf   ←

Presseinformationen

Bildmaterial

© Pascal Trudon, 1992-1993 / 1994. Unter Angabe des Urhebers dürfen die Aufnahmen zu Pressezwecken verwendet werden.

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Pascal Trudon (*1955, Paris) kam 1965 nach Basel und beginnt früh, sich der Malerei zu widmen. Zur Aneignung überlieferter Maltechniken fertigt er bereits als vierzehnjähriger im Basler Kunstmuseum Kopien von Werken des Humanismus bis zur Klassischen Moderne. 1976 tritt er in die Hochschule für Musik ein. Als Schüler von Klaus Linder, Jürg Wyttebach und Jacques Wildberger schliesst er in den Fächern Klavier, Musiktheorie und Komposition ab. Als Stipendiat in Rom besucht er ab 1982 Vorlesungen über Filmgeschichte, italienische Literatur und Philosophie. Unter dem Einfluss der Bildästhetik des „Neorealismo“ findet Trudon zur Fotografie. Es folgen zahlreiche Reisedokumentationen (u.a. in Spanien, Portugal und der Slowakei), die Menschen an der Peripherie von Städten sowie soziale Randgruppen in den Blick nahmen. Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie verabschiedet sich Trudon von der fotografischen Praxis, um sich vorwiegend der kulturgeschichtlichen Reflexion und der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Medium zuzuwenden. Als Summe seiner langjährigen Beschäftigung mit der europäischen Kunst- und Geistesgeschichte setzt ab 1995 eine ausgedehnte Vortragstätigkeit auf dem Gebiet der interdisziplinären Forschung ein. Sie widmet sich kulturgeschichtlichen Zusammenhängen zwischen Philosophie, Literatur, Musik und bildender Kunst. 2002 folgt er einem Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung in Basel. Pascal Trudon lebt und arbeitet als freier Autor in Basel und Cavigliano (TI).

Pascal Trudon

Autor – Fotograf – Dozent

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